Festtagswein: Himmel auf Erden
Der Mann ruft seinen Hund Hades, hört im Auto laut Led Zeppelin und keltert einen Wein namens Himmel auf Erden. Auf dem Etikett lockt Sinnlichkeit, allein schon diese Hrdlicka-Radierung, in der der Schubert Franzl zwischen lockenden Weibern hervorblitzt, führt mitten in den Genuss. Wie man ihn sich vorstellen könnte, möchte. Geziemende Zierde für den hedonistischen Festtagstisch, nicht nur des Namens wegen, aber fernab von Mainstream. Christian Tschida ist wirklich anders, und wer die Enge von Dorfstrukturen kennt (die österreichische Literatur ist voll von Beispielen), der weiß, dass es nicht der Enge eines Tales bedarf, um auch in der scheinbar endlosen Weite des Seewinkels Verstörung und Befremdlichkeit aufkommen zu lassen. Aber das kümmert ihn wenig; er hat seinen eigenen Weg, mit den Kräften aus Himmel und Erde, die sich auf so einzigartige Weise in der Weinrebe vereinen, umzugehen.
Also tut er genau nichts. Oder fast nichts. Lässt es es Weingarten wuchern, damit die Rebstöcke ordentlich Konkurrenz haben, und widersteht seit jeher allen Lockungen der chemischen Industrie. Er hat Vertrauen zu seinen Pflanzen, dass sie von selbst wissen, was sie tun. Ist geradezu überströmend bei seiner Sorgsamkeit im Keller, der Feinfühligkeit, mit der er jedes einzelne Fass (im Keller ist nur Holz zu sehen, lieber größer als klein) betreut. All das wirkt im Wein. Der Himmel auf Erden, eine weiße Cuvée (Scheurebe und Weißburgunder stehen irgendwo ganz zart am Etikett), ist natürlich mit 2010 noch viel zu jung. Dekantieren hilft, ein großes Burgunderglas sowieso. Blüten, Zitrus, Frische als Ersteindruck. Aber auch: „burgundische Eleganz“ als spontane Assoziation. Erst zarte Annäherung, dann kraftvoller Kern. Denn es schwingt auch anderes mit, eine Dichte und Konzentration, die neben der frischen Pikanz das Tiefenleben dieses Weines gleich andeutet - und das bei nur 12% vol!
Ein unbeabsichtigter, abwesenheitsbedingter Langzeitversuch nimmt jegliche Bedenken, dem Wein könne es an Dauerhaftigkeit mangeln. Selbst bei weit über eine Woche hinaus offener Flasche bleibt der Charakter, die Kernigkeit, nur die Textur wird weicher. Und um Primäraromatik geht es dem eigensinnigen Winzer ohnehin nicht: es geht ihm nicht um Rebsortentypizität, sondern das Profil des Weines. „Typizität kommt aus dem Mittelmaß“, sagt er. Und zu diesem gehört er gewiss nicht. Auch der Himmel auf Erden nicht: Landwein steht auch noch auf dem Etikett. Das ist ja eigentlich eine Auszeichnung.
Erhältlich ab Weingut oder bei Vinothek Wagner.
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